Rosen für den Frieden - Warum hier, an diesem Ort

Wir stehen auf dem Zülpicher Marktplatz und unter unseren Füßen schichten sich die Ereignisse der Vergangenheit. Im Mittelalter war dieser Platz ein Friedhof, später in der Zeit des Nationalsozialismus als Adolf Hitler Platz ein Ort des Aufmarschierens. Im 2. Weltkrieg grub man unter den Gräbern einen Schutzstollen, in den sich die Menschen vor den Bomben in Sicherheit brachten.

Die vielen gehäkelten Rosen sind für diesen Ort als großes Feld angelegt. In der Mitte fällt etwas ins Auge mit einer anderen Struktur, mit anderen Farben. Es sind Menschenhaare. Symbole für die millionenfach geraubte Würde. Überlebende aus Konzentrations- und Vernichtungslagern erinnern: „Es gab Berge von Haaren. Man hat uns alle geschoren.“

Schon bei ihrer Ankunft im Lager wurden alle Häftlinge rasiert – Frauen, Männer und Kinder. Der Kopf und der ganze Körper wurden geschoren. Als Hygienemaßnahme bezeichnet war diese Prozedur vor allem eine zutiefst demütigende Erfahrung und eine besonders schwere Form der Entwürdigung und Stigmatisierung. Gelang einem Häftling die Flucht, verriet ihn sein geschorener Kopf sofort.

„ Da haben die Dornen Rosen getragen…“

Dieses Lied war Ursprung dieses sozialen Projektes, es erzählt von Verwandlung, wie aus Tod neues Leben erwachsen kann, wie Verhärtungen weich werden und sich Verzweiflung in Zuversicht wandelt.

                                                                                            Uta Kegel

Rosen für den Frieden

„Da haben die Dornen Rosen getragen“ – Dieser Satz aus dem alten Pilgerlied inspirierte die Künstlerin Caroline Lauscher in der Coronazeit zu einer sozialen Skulptur: Menschen häkeln Rosen in unterschiedlichen Formen und Farben, in großer Fülle, und werden so selbst Teil eines künstlerischen Projektes. Mit Hilfe dieser Teilneh- mer*innen möchte die Künstlerin der Themen und Orte gedenken, die Dornen vergangener Zeit sind und sie mit bunten Rosen bedenken. Damit wird eine symbolische Verbindung geschaffen, von Vergangenheit und Heute, von Verletzung und Heilung…

Im Vordergrund dieses Projektes steht ein prozesshaftes sich Entwickeln einer gemeinsamen Arbeit zu einem großen Ganzen. In dieser Solidarität liegt eine große Wirkmächtigkeit.

Auch nachdem die Roseninstallationen auf dem Markt- platz, am Köln-Tor und bei der Klinik Marienborn an- gebracht wurden, darf weiter gehäkelt werden! Die Installation am Köln-Tor lädt nämlich dazu ein, hier eigenständig weitere Rosen anzubringen und so Teil des Kunstprojekts zu werden.